Azur und Schilf

Eindrücke aus Florida

„Florida, Sunshine State. Einfacher als mit diesem offiziellen Beinamen des US-Bundesstaats im Südosten des Landes lässt sich wahrscheinlich nicht zusammenfassen, was Florida zum beliebtesten nordamerikanischen Reiseziel für Europäer macht. Tolle Strände, tolles Wetter, entspannte Stimmungen, dazu Disneyworld und ein Hauch von Karibik – in der Tat, Florida weiß zu beeindrucken und liefert verlässlich alles das ab, was man sich von einem Urlaub unter der Sonne verspricht. Auch für mich war Florida vor vielen Jahren eines der ersten Reiseziele in den USA. Inzwischen sind viele weitere Aufenthalte im Sunshine State hinzugekommen und ich kenne ziemlich viele Ecken im Bundesstaat. In all den Jahren habe ich viele Dinge entdeckt, die ich jederzeit wiederholen und weiterempfehlen würde – und einige, die ich einmal erlebt und nicht nochmal tun muss.

Die beste Unterkunft

In Bezug auf Hotels herrscht in Florida wirklich kein Mangel, es gibt sie in breiter Auswahl in allen Kategorien und Preislagen. Doch unser bestes Erlebnis mit Unterkünften in Florida war kein Hotel, sondern ein Ferienhaus. Vor allem in der Umgebung von Orlando gibt es die reihenweise, es gibt ganze Siedlungen, die nur aus Ferienhäusern bestehen. Und die haben nichts mit dem gemeinsam, was man so an Ferienhäusern kennt. Unseres hatte eine Top-Ausstattung, vier Schlafzimmer und als Krönung einen großzügigen Pool, der rundum von einer Art Wintergarten umgeben war, dessen Wände aus Moskitonetz gearbeitet waren. Damit ist auch an Floridas notorisch insektenintensiven Sommerabenden ungestörtes Baden möglich. Besonders wenn man nicht viel herumfahren möchte, ist so ein Ferienhaus die optimale Lösung, auch für Familien mit Kindern.

Das beste Hotel

Es kommt bei einer Bewertung von Hotels natürlich immer darauf an, was man erwartet. Wir erwarteten ein familienfreundliches, sauberes Zimmer in der Nähe von Disneyworld. Wir fanden es in Gestalt des Holiday Inn Orlando Springs Area. Es liegt nicht direkt bei Disneyworld, wo den ganzen Tag über viel los ist, sondern ein paar hundert Meter entfernt und hat einen kostenlosen Shuttle zum Haupteingang. Vor allem aber hat es große, gut ausgestattete Zimmer, einen kinderfreundlichen, großen Pool und ein umwerfendes Frühstücksbüffet.

Unvergessliche Inseln

Das ist zugegebenermaßen nicht ganz einfach zu entscheiden. Sanibel Island und vor allem Captiva Island sind beide wunderschön und strahlen eine wertvolle Entspanntheit aus. Aber unser Favorit ist Anna Maria Island südlich von Tampa. Sie wirkt nicht ganz so exklusiv wie die beiden anderen und hat ganz lange, weiße Sandstrände, die bisher noch wenig bekannt sind. Das heißt, dass man hier an vielen Stellen auf T-Shirt-Shops und Bars am Strand verzichten muss, dafür aber oft ein ganzes Stück Strand für sich allein hat. Einige Abschnitte sind so ruhig, dass sogar seltene Meeresschildkröten hier ihre Nester bauen. Und als wir einige Zeit hier verbracht haben, tauchen plötzlich zwei Manatis direkt vor uns aus dem Wasser – das ist einer der unvergesslichen Florida-Momente für uns geworden.

Ein wunderbarer Strand

Von Dunedin aus, einer Kleinstadt bei Clearwater, führt eine Dammstraße hinüber auf Honeymoon Island. Der Name klingt heute schwer nach Romantik, früher aber hieß diese Insel mal deutlich weniger romantisch „Hog Island“, also Schweineinsel. Durch einen Hurrikan wurde ein Teil dieser Insel abgetrennt und da nutzte man die Gelegenheit zur Namensänderung. Jetzt gibt es eine Fähre, die von der Honeymoon Island hinüber zu Caladesi Island fährt und die paar Dollar für die Überfahrt sind es absolut wert. Caladesi Island ist, auch wegen der Extrakosten, nie wirklich voll, hat schneeweiße Strände und wurde schon mehrfach unter die besten Strände des Landes gewählt. Wer nicht baden will, findet hinter dem Strand ein Ökosystem, in dem man wunderbar ein paar Schritte spazieren kann.

Authentisches Naturerlebnis

Zwischen all den Highlights und den touristischen Aushängeschildern ist es inzwischen ziemlich schwierig geworden, das wahre und natürliche Florida zu finden. Die Everglades sind das beste Beispiel dafür. Der „Fluss aus Gras“ ist ein wirklich einzigartiges Ökosystem, das von den meisten Besuchern in Florida aber nicht weiter beachtet wird. So sind wir auch nur mit einer Handvoll anderer Menschen auf dem Boot, mit dem wie uns einen Eindruck von diesem faszinierenden Lebensraum verschaffen können. Übrigens ein ganz normales Ausflugsboot, die Airboats mit ihrem infernalischen Lärm sind nur außerhalb der Grenzen des Nationalparks zugelassen. Spektakulär ist die Bootstour nun wirklich nicht – die Landschaft ändert sich während der gesamten Fahrt ganz und gar nicht und Highlights bleiben aus – aber die Informationen der Park Rangers über die Everglades sind wirklich äußerst interessant. Als wir von Bord gehen, gibt uns einer der Rangers noch einen Tipp: Wir sollen eine kleine Straße in der Nähe der Einfahrt zum Nationalpark hinunterfahren, empfiehlt er, aber dort besser nicht aussteigen. Wir haben Zeit und folgen dem Rat – und finden uns wenige Momente später mitten zwischen mindestens 30 ausgewachsenen Alligatoren wieder, die am Rand dieser höchst selten befahrenen Straße in der Sonne dösen. Sie liegen ganz ruhig da und sind eine wirklich eindrucksvolle Erinnerung daran, was Florida eigentlich mal für ein Ort war, bevor er vom Tourismus erschlossen wurde.

Mit den Kindern in den Zoo

Wahrscheinlich ist es bei den meisten kleineren Kindern so, dass sie ebenso verrückt nach Tieren sind wie unsere Tochter. Im Laufe vieler Besuche haben wir daher eine ganze Reihe von Tierparks überall in Florida besucht, darunter den viel zu weitläufigen Zoo von Miami, Jungle Island ganz im Süden des Festlands, Disney’s Animal Kingdom und Sea World in Orlando und Lion Country Safari in Loxahatchee bei Palm Beach. Unser Favorit ist aber der Lowry Park Zoo in Tampa, den wir im Abstand von drei Jahren zweimal besucht haben. Dieser Zoo rühmt sich, besonders familienfreundlich zu sein und das können wir nur bestätigen. Das gesamte Konzept ist gut durchdacht, wobei man an jedem Punkt an die Besucher gedacht hat, die mit Kindern unterwegs sind. Ein Beispiel ist die Kurzzeitaufsicht für Kinder, wenn die Eltern mal die Toilette aufsuchen müssen. Natürlich ist auch im Animal Kingdom die Organisation einfach perfekt, doch der Lowry Park Zoo kommt im Gegensatz dazu ohne die astronomischen Eintrittspreise von Disney aus und präsentiert sich rundum sympathisch und freundlich.

Florida, wie es am Schönsten ist

Wenn man mich fragt, ob sich eine Reise nach Florida lohnt, dann sage ich immer Ja. Der Bundesstaat ist zwar nicht mein Favorit in den USA, aber er hat unbestreitbar für jeden Reisegeschmack etwas zu bieten und gerade für Familien mit Kindern kann Florida ein Traumreiseziel sein – auch wenn man die Hauptreisezeit besser vermeiden sollte. Ebenso leicht wie die Antwort auf diese Frage fällt mir die nach dem schönsten Erlebnis in Florida.

Im Laufe meiner vielen Besuche in Florida gibt es eine Sache, die ich immer wieder gemacht habe und das ist die Fahrt über den Highway 1, besser bekannt als Overseas Highway, von Miami bis nach Key West beziehungsweise umgekehrt. Ich kann gar nicht sagen, was mir an dieser Fahrt am besten gefällt. Es hat auf jeden Fall den Geschmack von Roadtrip und von Freiheit und von endlosem Himmel, wenn man auf dem Overseas Highway unterwegs ist. Vor allem zwischen den südlichsten Inseln stellen sich diese Emotionen ein. Hier werden die Brücken länger und die Abstände zwischen den Inseln größer. Unvergesslich ist zum Beispiel die Seven-Mile-Bridge, auf der man viele Kilometer geradeaus fährt mit nichts als den tausend Blautönen des Wassers links und rechts der Fahrbahn. Wenn es dann auch noch leicht bergan geht, dann kommt noch das Blau des Himmels zu den Perspektiven dazu. Das ist einfach unheimlich schön und muss einfach jedes Herz berühren. Aber es geht nicht nur um das Fahren, es geht auch um die vielen Punkte, an denen sich das Anhalten lohnt. So wie der wunderbare Strand auf Bahia Honda Key, wo man ewig lang ins flache Wasser hineinwaten kann. Oder Big Pine Key, wo am Straßenrand die kleinen Key-Hirsche grasen; eine Art, die nur auf den Florida Keys vorkommt. Und natürlich auch der Endpunkt der Reise, das von vielen Geschichten umgebene Key West mit der bunt lackierten Boje, die ihren Standort als den südlichsten Punkt der kontinentalen USA deklariert (was allerdings nicht ganz richtig ist). Für die meisten Reisenden ist Key West das Ziel. Für uns war der Weg immer deutlich wichtiger und gleich nach der Ankunft in Key West konnten wir es kaum erwarten, die gleiche wunderbare Straße wieder zurückzufahren.